Jeder Heppenheimer kennt die Starkenburg. Die, die hier aufgewachsen sind, haben dort oft als Kinder gespielt. Umso erstaunter waren wir, was wir noch alles Neues erfahren haben.
Mit 25 Kameraden haben wir uns am Parkplatz getroffen, wo man sich erst mal bei tollem Wetter, Sekt und Brezel ein Stündchen begrüßt hat. Dann ging es höher, zur Burg, zum Date mit einem Ritter.
Ritter Konrad – knappe 700 Jahre alt, aber noch recht rüstig – hat uns über seine (und unsere) Burg geführt und einige Geheimnisse preisgegeben. Er hat uns lebhaft über sein Leben, Damenliebschaften, Turniere, über den Einzug auf die Burg erzählt – der „Vorlage“ Burggraf lebte oben nach 1330.
Mit der Kettenmütze (2,5 Kilo schwer) und dem langen Schwert (wegen Verletzungen sollten wir nur rechts vorbei gehen und Abstand von 1,5 Meter einhalten) – sah er aus wie aus dem Märchen entsprungen.
Wenn man 1956 und -57 geboren wurde, ist man schon recht weit aus dem Märchenalter raus, aber andererseits auch immer wieder näher…
So oder so – den Nachmittag hat uns sehr viel Spaß gemacht.
Die Geschichte vom Hund Melampus (griech. Schwarzfuss) – „er war groß wie ein Kalb und hat Feuer in den Augen und auf der Zunge gehabt“ und bewacht bis heute die geheimen Gänge. Manchem erscheint er zu späterer Stunde und sagt mit feurigen Augen: „Sauf nicht mehr, geh heim, dein Weib wartet“.
Oder die Weiße Dame – eine Heppenheimer Variante von Romeo und Julia – die weiterhin zwischen den Mauern nach ihrer unerfüllten Liebe sucht. Ihren Liebsten trifft sie zwar nicht, aber dafür manche anderen Leichen, vor allem Ende Juni…
Ritter Konrad hat uns über versteckte Wege geführt und zu allgemeiner Verwunderung, sind wir um die ganze Burg gegangen – jedoch außerhalb von den Mauern, über einen schmalen Pfad, der nur einen Gänsemarsch zugelassen hat. Dadurch haben wir völlig neue Perspektiven auf den Bau gewonnen.
Sehr interessant war es zu erfahren, wie die Burg sich mit der Zeit verändert hat.
Eigentlich ist dort sehr wenig richtig alt. Ab 16 Jh. wurde sie nicht mehr bewohnt und verfiel mit der Zeit. Die Steine durften abgebaut und unten für Stadtreparaturen und Aufbau genutzt werden.
Das heutige Bild ist in den 70-ger Jahren erstanden.
Anfänglich nur aus Holz, später „versteinert“, denn so konnte sie besser als Abwehrburg dienen und Lorscher Kloster schützen. Der Bergfried war damals mittig auf dem Hof – heute kann man noch restliche Steine im Boden sehen. Jeder hat sie schon gesehen, aber eigentlich gar nicht wahrgenommen. 1924 wurde er – morsch und einsturzgefährdet – gesprengt. 1930 wurde der neue Turm aufgestellt. Man wollte jedoch den Raum im Hof gewinnen (zB für damals populäre Turnfeste) und so wurde es am heutigen Platz gebaut.
Der Treppeneingang zum Turm ist von der früheren Kapelle geblieben. Die Jugendherberge ersetzte den früheren Palast.
Wir haben die Zwinger – Bereich zwischen den Mauern, wo Hunde und Wölfe gehalten wurden, als zusätzlicher Hindernis für den Feind – gesehen. Und die Bastionen, wo 12 Kanonen gestanden haben. Und vieles mehr.
Die Zeit ist schnell vergangen und gut gelaunt wurden wir noch zum ritterlichen Tropfen eingeladen. Und gut war er – der Tropfen. Ein wahrer Odenwälder Tropfen, den wir bis zum letzten… Tropfen geleert haben. Sonst wäre es ja schade um das gute ritterliche Tröpfchen. Prost.
Der Ritter – in Person von Karl Heinz Trares – wurde dankend entlassen und wir durften in der Burgschänke unter den Bäumen den Nachmittag, der inzwischen zum lauen Abend wurde, gemütlich ausklingen lassen.
Nächstes Jahrgangstreffen ist am 8 Oktober. Wir wandern nach Lorsch zum Brauhaus Drayß.